Hocheffektive Aktenstudien im Bundesarchiv

Viele Monate habe ich ihn vorbereitet, ihm erwartungsfroh entgegengefiebert. Und jetzt konnte ich ihn endlich realisieren: meinen ersten Besuch im Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg im Breisgau, dem Ort, wo all die relevanten Akten der deutschen Streitkräfte aus der Zeit des kaiserlichen Weltmachtstrebens, der Weimarer Republik und der NS-Gewaltherrschaft lagern.

Eine aufschlussreiche Zeit im Bundesarchiv

Vom Montag, den 21., bis zum Mittwoch, den 24. Januar, nahm ich mir drei ganze Tage Zeit, um das Bundesarchiv im südbadischen Freiburg im Breisgau, genauer: die Abteilung Militärarchiv, zu besuchen. Diesen Aufenthalt hatte ich im letzten halben Jahr mit den zuständigen Mitarbeiter*innen des Archivs geplant und vereinbart.

Selbstverständlich schöpfte ich die Öffnungszeiten komplett aus und startete Punkt 8 Uhr als erster Archivbesucher in den Tag. Meine Archivstudien endeten zwar nach zehn anstrengenden Stunden, also 18 Uhr. Aber eine kleine Spätschicht wollte ich dann doch immer noch, um das Recherchierte etwas nachzubereiten und den nächsten Tag vorzuplanen. Ohne meine monatelangen intensiven Vorbereitungen hätte ich die knappe Zeit allerdings niemals derart effektiv nutzen können.

Mit seinen durchweg hilfsbereiten und umsichtigen Mitarbeiter*innen versuchte das Militärarchiv, moderne Benutzerfreundlichkeit mit den archivalisch und konservatorischen Erfordernissen zu verbinden. Es versprühte andererseits aber auch einen gewissen bürokratischen und altbackenen Charme, wie man ihn aus früheren Jahrzehnten kennt. Jedenfalls erinnerten mich das nicht erwartete offizielle Präsidentenporträt und die auch im Besuchersaal getragene Zipfelmütze eines Angestellten an längst vergangen geglaubte Behördenzeiten und Klischees.

Ich durchforstete teilweise über 100 Jahre alte Akten, fertigte unzählige Notizen und teilweise auch Fotografien von ausgewählten Dokumenten an. Im Ergebnis habe ich wesentlich mehr geschafft als ursprünglich geplant und erwartet. Es wird aber noch viele Wochen und Monate dauern, bis ich alles für meine Publikationen quellenkritisch ausgewertet habe. Das gilt vor allem deshalb, weil die Arbeit am Seemacht-Projekt auf Sparflamme nebenbei laufen muss.

Dabei gelangen mir auch ganz besondere Funde. Beispielsweise schlummerten in einem auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkenden Bestand einige handschriftlich annotierte Akten, die deutsche Marinehistoriker*innen bisher nicht beachtet haben. Für meine These vom ideengeschichtlichen Einfluss der frühen Strategiedebatten im Stabe Admiral Hippers auf Raeders Ansatz des atlantischen Zufuhrkrieges sind sie allerdings von unschätzbarem Wert. Doch dazu bald mehr.

Nach dem Archivbesuch ist vor dem Archivbesuch

Alles in allem bleibt festzuhalten, dass es nicht der letzte Archivbesuch bleiben wird. Ein weiteres, bisher ebenfalls unbeachtetes Dokument konnte ich am Berliner Standort des Bundesarchivs ausfindig machen. Und einzelne, bei meinem jetzigen Besuch wegen interner Arbeiten noch nicht zugängliche Akten warten nur darauf, eingesehen zu werden. Womöglich fahre ich also gegen Ende des Jahres erneut nach Freiburg, um mein Buchmanuskript endlich abschließen zu können.

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