Lectures for Future: Geldpolitik und Digitaler Euro

Es war mir eine Ehre und Freude, für die hochaktuellen Vortragsreihen der »Lectures for Future« eingeladen worden zu sein. An insgesamt drei Wiener Hochschulen referierte ich über eine sozial-ökologische Geldpolitik der Zukunft und neueste Entwicklungen zum Digitalen Euro. Überall gab es sehr lebhafte Diskussionen und Nachfragen von engagierten und interessierten Menschen. Solche spannenden Veranstaltungsformate unterstütze ich gerne wieder.

Meine Lectures for Future in aller Kürze

Rufe nach einer grundlegenden Reform der heutigen Geldpraktiken und der Geldpolitik der Zentralbanken haben wieder Hochkonjunktur in Europa. Handlungsdruck und Kritik entstehen aus verschiedenen Gründen. Beispielsweise durch die Risiken eines Finanzsystemcrashs und veränderte Zahlungsgewohnheiten. Nicht wenige Geldreformbewegte kritisieren die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die im Ergebnis zumeist fossile Konzerne fördert. Auch heizt ihre Geldpolitik die Finanzspekulation eher an als dass sie sie eindämmt – von anderen Verteilungsungerechtigkeiten und Ungleichgewichten einmal abgesehen. Die dazu durchgeführten Wertpapier- und Anleihenkaufprogramme stehen nicht im Einklang mit den europäischen Klimazielen. Nicht zuletzt ist die unzureichende demokratische Legitimität bei gleichzeitig sich verschärfenden sozialen Verwerfungen aufgrund hochpolitischer Zentralbankentscheidungen zu kritisieren.

Drei Fragen drängen sich daher auf: Inwieweit kann das Zentralbank- und Währungssystem eine sozial-ökologische Transformation der wachstumshörigen Wirtschaftsweise voranbringen oder gar beschleunigen, d. h. welche Potenziale stecken in »grüner Geldpolitik« und »Green Quantitative Easing«? Wie lässt sich seine demokratische Legitimität, Transparenz und Rechenschaftspflicht stärken? Und inwieweit sollte das Mandat der Zentralbank neben Preis­stabilität auch auf andere gemeinwohlorientierte Ziele ausgerichtet werden?

Diese und weitere Fragen thematisierte ich thesenartig in meinen »Lectures for Future«. Dabei ging ich auch auf erste zaghafte Beispiele wie das klimastrategische Divestment der Schwedischen Reichsbank ein, die ansonsten eher als einer der Gralshüter des »freien Marktes« gilt, und auf die offiziellen Debatten über digitales Zentralbankgeld für den Publikumsverkehr (»Digitaler Euro«, »e-Krone« etc.). Richtig konzipiert könnte digitales Zentralbankgeld in beschränktem Umfang auch gegen die von den Geschäftsbanken ausgehende wachsende Kreditgeldschöpfung für die Finanzmärkte und gegen den damit verbundenen Rendite- und Verwertungsdruck helfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert