Einladung zur Konferenz »International Finance & World Trade«

In Kooperation mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien organisiere ich seit einem Jahr eine internationale Online-Konferenz zum Thema International Finance and World Trade: On the Way to a Democratic and Social-Ecological Transformation? Sie schließt mit einer spannenden und facettenreichen politischen Debatte über globale New-Deal-Konzepte mit hochkarätigen Expert*innen. Daneben freue ich mich schon jetzt auf die Keynotes von Supriya Singh über »Money as a Medium of Care and Abuse …« sowie von Ulrich Brand über »Beyond Corona and the imperial mode of living: Approaches to a social-ecological transformation«. Sie sind herzlich eingeladen zur Konferenz, die als reine Online-Veranstaltung am 28. und 29. September 2021 stattfindet.

Worum geht es und was sind meine Zielstellungen?

Konferenz und Diskussionsrunde verbinden wissenschaftliche Debatten mit öffentlichem Wissenstransfer. Der wissenschaftliche Teil bietet eine inter- und transdisziplinäre Plattform für Forschende aus allen Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften. (Junge) Forscher*innen außerhalb der Wissenschaftsgemeinschaften des Globalen Nordwestens werden ausdrücklich zur Teilnahme und Diskussion ihrer Ideen ermuntert.

Die Konferenz möchte neueste, begutachtete Forschungspapiere mit Bezug zum Konferenzthema intensiv diskutieren und Raum für potenzielle Kooperationen schaffen. Um einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert zu erzielen, sollen alle Beitragenden ihre theoretischen bzw. empirischen Forschungsergebnisse auch im Lichte sozialer, ökologischer und demokratischer Transformationspotenziale reflektieren. Dabei sind handlungspraktische Schlussfolgerungen sehr erwünscht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Zeitfenster bei Konferenzen oft viel zu knapp bemessen sind. Daher bekommt jeder Beitrag genügend Zeit, um wertvolles Feedback zu erhalten und Hektik bei den letzten Vortragenden zu vermeiden. Darüber hinaus bietet die Konferenz verschiedene Möglichkeiten zur weiteren Zusammenarbeit und ermutigt die Teilnehmenden, solche Foren mit Leben zu füllen.

Die Konferenz behandelt zwar das internationale Finanzsystem und den Welthandel unter besonderer Berücksichtigung von Aspekten einer sozial-ökologischen Transformation. Doch erwartungsgemäß fällt das thematische Spektrum der behandelten Einzelfragen durchaus divers aus. So befassen sich Beiträge unter anderem mit konzeptionellen Fragen von Demokratie, Diversität und Transformation. Andere wiederum mit Entwicklungspolitik, der politischen Ökonomie von Energie- und Finanzmärkten, Financial Governance, monetären Theorien, Geo-Ökonomie bzw. Geopolitik, Interdependenztheorien, Kern-Peripherie-Beziehungen, monetärer und wirtschaftlicher Souveränität, Postkolonialismus, globalen Handelsbeziehungen, sozialen Bewegungen, einem nachhaltigen Finanzwesen uvm.

Darum freue ich mich schon jetzt auf das spannende und abwechslungsreiche Programm dieser zweitägigen Konferenz.

Bei der Konferenzplanung war es mir von Anfang an wichtig, nicht nur reisebedingte Klimabelastungen und Abfälle zu vermeiden, sondern auch soziale und organisatorische Teilnahmehürden massiv zu senken. Das gewählte Online-Konzept und der angestrebte Diversitätsansatz sind daher genau das Richtige. Im Gegensatz zu vielen internationalen und/oder größeren Konferenzen gibt es auch keine Teilnahmebeiträge. Freiwillige Beiträge sind allerdings sehr willkommen, um die notwendigen Kosten und den geplanten Tagungsband kofinanzieren zu können.

Was motivierte mich zu dieser Konferenz?

Als vielfach sozial bewegter Wissenschaftler spielten neben Entwicklungen in meinen thematischen Schwerpunktbereichen, dem wissenschaftlichen Kontext, auch gesellschaftspolitische Aspekte eine Rolle.

Diskussionen über demokratische, soziale und ökologische Wege der Transformation sind dringender denn je. Denn gemeinsam muss es der Menschheit gelingen, gute, nachhaltige und gerechte Lebenswelten für alle auf diesem einzigartigen Planeten zu schaffen. Wir müssen die ökologischen Grundlagen unseres Lebens retten.

Gleichzeitig erleben wir auf internationaler Ebene eine Zeit voller Neuordnungsversuche und multipler Krisen. Alte Gewissheiten und Gewohnheiten geraten ins Wanken. Das macht wiederum vielfältige Abhängigkeiten und Ungleichheiten, aber auch Gestaltungsspielräume sichtbar.

Die vorherrschende Form des multilateralen Freihandels, die Ressourcenübernutzung, der Wachstumswahn und der Unterbietungswettbewerb bei Sozial- und Rechtsstandards scheinen an ihre Grenzen gekommen zu sein. Diese Lebensweise ist nicht nachhaltig, sondern schädigt Menschen, Natur und Klima. Parallel dazu befinden sich die globalen Machtstrukturen im Wandel. Der US-Dollar bekommt zunehmend Konkurrenz von alternativen Zahlungs- und Handelsabwicklungssystemen anderer Staaten. Währenddessen fordert mit Facebooks »Diem« eine private Weltwährungsinitiative die »Souveränität« gleich aller Staaten heraus.

Auf der Weltbühne ist ebenfalls zu beobachten, wie Global Player darum konkurrieren, sich Ressourcen und Märkte zu erschließen. Die Methoden dieser hegemonialen oder imperialen Kräfte variieren dabei zwischen umfangreichen Infrastrukturprojekten, neuen Abhängigkeiten, Handelsverträgen oder gar Gewalt in Form von z. B. »Strafzöllen«, Lieferstopps und extraterritorialen Sanktionen. Altes großmächtiges Denken in hegemonialen Einflusszonen scheint bei einigen Akteuren ebenso eine Renaissance zu erleben wie Autoritarismus, Nationalismus und Protek­tionismus.

Andererseits deuten transnationale Konzerne, Schiedsgerichte, »Steueroasen« sowie die Einflussnahmen finanzstarker Netzwerke auf die Politik auch eine gewisse Privatisierung staatlicher Macht und eine Abschottung privaten Kapitals vor seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung an.

Alle diese Beobachtungen stellen die Menschheit und ihre internationalen Institutionen vor neue und alte Herausforderungen. In Folge dessen werden beispielsweise Nutzen und Risiken globaler Lieferketten gerade in Schlüsselindustrien wieder stärker hinterfragt. Eine weltweite Pandemie, wie wir sie aktuell mit dem Coronavirus erleben, verschärft diese Situation und die sozialen Verteilungsungerechtigkeiten noch zusätzlich. Sie hat das Bewusstsein für die Rolle des Staates, für sichere Versorgungsstrukturen vor Ort und für die Risiken der dominierenden Produktions- und Lebensweise noch einmal geschärft und gesellschaftlichen Handlungsdruck erzeugt. Das wirft die Frage auf, wie sich Volkswirtschaften sozial-ökologisch transformieren und resilienter gestalten lassen.

Die Forschung nimmt sich dieser Problemfelder sukzessive an. Die Internationale Politische Ökonomie der Geld- und Währungssysteme, der Finanzmärkte, des Welthandels und der Energieversorgung erleben eine neue Welle an Aufmerksamkeit. Darüber hinaus eröffnen soziale und ökologische Bewegungen zusammen mit entsprechend sensibilisierten Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und Nichtregierungsorganisationen neue transformative Vorstellungsräume, die durch zunehmende Klimakatastrophen, globale Pandemien oder Demonstrationen noch stärker ins medial vermittelte Licht rücken. Dennoch bleiben die Perspektiven und spezifischen Problemfelder des Globalen Südens und das post-koloniale Erbe hierzulande oftmals noch außen vor.

In progressiven transformativen Vorstellungsräumen verbinden sich die sozialen Fragen mit den ökologischen, ökonomischen, technologischen und nicht zuletzt auch den demokratischen und machtpolitischen Fragen sowie ihren jeweiligen Pfadabhängigkeiten. Auf genau diesem Verständnis fußen die Forschungen zur sozial-ökologischen Transformation von Ulrich Brand et al., mit denen ich das Vergnügen einer produktiven Zusammenarbeit habe.

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