Für das Sommersemester 2019 habe ich ein Blockseminar konzipiert zum Thema Die politische Zukunft des Geldes in internationaler Perspektive bzw. The Political Future of Money in International Perspective. Mein Erfurter Promotionsbetreuer hat mir einen entsprechenden Lehrauftrag angeboten. Während dadurch die grundständige Lehre von neuesten Erkenntnissen aus meiner laufenden Forschung profitieren könnte, würde ich weitere Praxiserfahrungen sammeln.
Rahmendaten
Das Blockseminar biete ich für den Bachelorstudiengang Staatswissenschaften an der Universität Erfurt an. Dort soll es für ausgewählte Vertiefungsmodule in der Studienrichtung Sozialwissenschaften anrechenbar sein. Angedacht sind Module aus den Bereichen Internationale Beziehungen, Politische Theorie sowie Vergleichende Regierungslehre.
Insgesamt plane ich vier Sitzungen an sinnvoll aufeinander abgestimmten Terminen. Das hat nicht nur inhaltlich-didaktische Gründe, sondern erschien mir auch zeitökonomisch recht vorteilhaft zu sein. Bei der Konzeption konnte ich auch auf einige Anregungen und Vorarbeiten aus der Zeit meiner hochschuldidaktischen Weiterbildung zurückgreifen.
Im folgenden Abschnitt dokumentiere ich meine Seminarbeschreibung.
Kommentar zur Lehrveranstaltung
Nach dem globalen Finanzsystemcrash von 2008 und angesichts höchst umstrittener Austeritätsprogramme haben soziale Bewegungen zur Reform des Finanzwesens und entsprechende politische Forderungen weltweit immer mehr an Zulauf gewonnen. Während das International Movement for Monetary Reform für »Vollgeld« (Sovereign Money) und damit für eine Verstaatlichung der Geldemission wirbt, konzentrieren sich andere auf die Demokratisierung des Finanzsystems oder auf Modelle öffentlicher Geldschöpfung wie z. B. eine »grüne« Geldpolitik oder People’s Quantitative Easing. Zeitgleich unterziehen immer mehr Sozialwissenschaftler*innen das Wesen des Geldes und die Frage, was eine Währung ist, einer Neubewertung und erforschen alternative Finanzregime, ihre Funktionsweise, demokratische Legitimität und Nachhaltigkeit.
Das Blockseminar vermittelt ein grundlegendes Verständnis von verschiedenen Geld- und Bankkonzepten, Geldpolitiken sowie Finanzarchitekturen auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Analytische Aspekte wie die demokratische Legitimität, Verantwortlichkeit und die sozialen Folgen von Geldschöpfung und Geldpolitik werden wir von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachten. Des Weiteren können Studierende neue qualitative Forschungsmethoden zur Analyse von politischen Institutionen, Ideen und Handlungen erlernen und anwenden, während sie gleichzeitig ihre wissenschaftlichen Präsentations- und Schreibfertigkeiten stärken.
Nachtrag vom 28.03.2019: Blockseminar abgesagt
Mitte Februar hat mir die Uni Erfurt die Unterlagen zum Lehrauftrag zugesandt. Daraufhin habe ich in den letzten Tagen und Wochen intensiv reflektiert, welche Chancen und Risiken dieses konkrete freiberufliche Arbeitsverhältnis bietet. Außerdem bemühte ich mich darum, einige unverzichtbare finanzielle, seminar- und prüfungsorganisatorische Fragen abzuklären. In diesem Kontext stand auch die Frage im Raum, inwieweit mir das Blockseminar tatsächliche Kosten verursachen würde, z. B. für Moderationsmaterial, Kopien und Reisekosten. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen geeigneter ist, den Lehrauftrag nicht anzunehmen. Die Option besteht allerdings weiterhin, das Seminar in einem späteren Semester durchzuführen.