Für mein Promotionsprojekt erforsche ich insbesondere auch die konkrete Funktionsweise des Geld- und Finanzsystems. Über mein isländisches Fallbeispiel stieß ich auf höchst fragwürdige Methoden, wie Banken fiktives Eigenkapital auf dem Papier ausweisen konnten, dadurch aber krisenanfälliger wurden und letztendlich zusammenbrachen. Im Zuge der Aufarbeitung der jüngsten Finanzsystemkrise lassen sich auch noch weitere Fälle finden. Daher kam mir die Idee, diese Problematik in ein kurzes Paper auszulagern. Es ist »work in progress« und soll zu gegebener Zeit fertiggestellt und veröffentlicht werden. Hierfür ist das Feedback auf meine Vorträge in Deutschland und in Rom äußerst hilfreich.
Abstract
Deutlich höhere Eigenkapitalquoten machen Banken krisenfester. Jedenfalls ist das eine weit verbreitete Annahme unter Finanzmarktregulierern und Volkswirtschaftlern. Doch die Realität ist eine andere. Sie ist komplexer und voller trickreicher Strategien, wie bestimmte Eigenkapitalanforderungen umgangen oder unterlaufen werden können. Doch was ist, wenn Banken ihre Macht zur Geldschöpfung nutzen, um sich das erforderliche zusätzliche Eigenkapital letztendlich selbst zu erzeugen? Wie wirksam kann eine am Eigenkapital orientierte Regulierung in solchen Fällen sein?
Gut dokumentierte Fallbeispiele aus Island, der Schweiz, Großbritannien, Irland und Dänemark illustrieren, wie Banken in der Vergangenheit vorgegangen sind. Mithilfe bilanzieller Analysen lässt sich zeigen, wie diese Transaktionen funktionieren und welche Auswirkungen sie haben. Ob Überkreuzbeteiligungen, Überkreuzgeschäfte oder Insiderkredite an ihre eigenen Investoren – Banken und ihre Eigentümer sind vielfach kreativ darin, eine höhere Zahlungsfähigkeit und damit höhere Risikopuffer vorzugaukeln, während sie durch ihre Kredit- und Finanzierungsstrategien tatsächlich Instabilität fördern. Solche Arten von Transaktionen mögen unglaublich und ethisch höchst anrüchig erscheinen, sind aber bisweilen legal. Typischerweise werden sie erst nach einem Finanzcrash entdeckt, wenn es längst zu spät ist.